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Wir Menschen Leben irgendwie im „Nichts“. Das Nichts der Vergangenheit, das schon unabänderlich vorbei ist. Wir können die Vergangenheit nicht beeinflussen diese ist vorbei, weg und kommt nie wieder. Nur in der Erinnerung wissen wir um die Vergangenheit.

Dann ist da das Nichts der Gegenwart. Die Gegenwart dauert immer nur einen Augenblick, schon ist sie verloren und wurde zur Vergangenheit. Wir können nicht in der Gegenwart sein diese sofort zu verlieren.  Dies ist das kleinste Nichts.

Und die Zukunft? Sie ist das grösste Nichts. Dort ist gar Nichts. Was in der Zukunft ist, wissen wir nicht – wir können es abschätzen. Was genau geschehen wird weiss niemand. Es ist völlig unbekannt und im Gegensatz zur Vergangenheit ein grosses Fragezeichen.

Bedenkt man dies genauer, wird der Mensch zu einem sehr seltsamen Wesen. Wir sind irgendwie Bewusstseine die erkennen das etwas vergeht und etwas neues kommt. Weil wir uns der Zeit bewusst sind – ganz im Gegensatz zu Tieren, Pflanzen und Mineralien – ist es so als würden erst wir eine Dimension der Existenz wahrnehmen können, die sonst niemand erkennt. Was weiss ein Meerschweinchen über Ebbe und Flut? Über die Jahreszeiten? Über die Hochnebel, fallende Blätter, das Werden und Vergehen des Lebens?

Doch sind auch wir flüchtig. Wichtige Ereignisse verlieren ihr Gewicht in der Flut neuer Ereignisse. Wie viele Bücher las ich schon und vergass das ich es gemacht habe? Wie viele Filme, Computerspiele, Gespräche genoss ich bereits – und weiss es nicht mal mehr? Wie „echt“ ist eine Erfahrung die nur sehr flüchtig und subjektiv ist? Wenn eine Geschichte mich nur aus der kurzzeitigen Perspektive meiner Lebenssituation heraus wirklich erfasst und begeistert? Ist meine Begeisterung dann Echt oder ist sie nur Illusion? Wie viele Dinge, die mir früher gefielen, sind jetzt Unsinn? Was für Medien lache ich jetzt aus, die ich vorher wichtig nahm?

Oder noch ein Schritt weiter – was ist wenn eine Ablehnungsphase vorbei ist und ich etwas, was ich früher mochte, dann ablehnte, nun wieder mit ganz anderer Dynamik, ganz anderem Wissen und Verstehen doch wieder annehmen kann? Bin ich doch genau in dieser Phase mit der Religion. Ich war tief eingewickelt in ihr, verlor dann den Bezug, verlor dadurch auch mich – nur um mich neu dahin zu bewegen und den Mantel der Gottesliebe anzuziehen der mir angeboten wird. Aus ganz anderen Gründen, aus einer ganz anderen Perspektive, aus ganz anderen Blickwinkeln die ich übrigens ohne den Verlust meines Verständnisses für die Religion niemals erreicht hätte.

Gibt es etwas anderes, ausser der Religion, was trotz intensiver Ablehnung und bohrenden kritischen Fragen sowie dem Abfall in innere Bösartigkeit dennoch besteht und in  am Ende immer noch da steht und mich überstrahlt? Ist im Christentum der Abfall vom Glauben inbegriffen? Sind die Folgen des Abfalles vom Glauben, wie ich diesen hier auf dem Blog beschreibe – in der Philosophie des Christentums enthalten? Auch die Erkenntnis der Flüchtigkeit dieses Glaubensabfalls. Wie überzeugt ich doch war, wie sehr ich mich doch irrte ohne es zu verstehen.

Wenn all das Nichts ist, und ich mich selbst durch meine Irrtümer erkennen kann, was ist dann überhaupt existent? Es geht nicht um die Frage ob wir existieren oder nicht, wir existieren schon – aber WAS von dem ist wirklich da? Oder welcher Art ist es? Unser Denken fliesst dahin ins von Nichts ins Nichts. Unsere Erinnerung täuscht uns oder wir vergessen.

 

Gibt es mehr als das Begehren?

 

Dies ist meine Kernfrage. Gibt es nur das, was wir haben wollen? „Ich will etwas, also bin ich“? Ist da sonst Nichts? Ein weiterreichen der Gedanken von der gerade entstandenen Vergangenheit über die Gegenwart zur ungewissen Zukunft?

Ist das Begehren nach etwas der Versuch eines Nichtreligiösen Menschen zu hoffen? Hoffen wir auf eine gute Zukunft wenn wir frohen Mutes etwas erwarten? Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Ist die Freude auf die Freude durch den Kauf eines Gegenstandes der Ersatz für die Hoffnungsfrohe Erwartung Jesu?

Ist der Konsumrausch eine Ersatzhandlung der Menschen über die sie sich selbst bestätigen? „Ich habe etwas gewollt und nun habe ich es.“ Ist es die Missratene geistige Fehlwucherung animalischer Instinkte? Jedes Tier ist darauf ausgerichtet etwas zu suchen und zu wollen. Instinktiv wird Nahrung gesucht, instinktiv Schutz, instinktiv Paarungspartner. Ein Tier das denken kann, handelt dann auch so – nur dass es nicht mehr nur das begehrt was der Instinkt befielt, sondern  auch das was er sich ausdenkt.

Mit einem radikalen Umbruch zerbricht das gewöhnliche Denken des Menschen wenn Gott mit einem lauten Bäm(!!) ins Bewusstsein eintritt. Gott ist etwas anderes, er ist ausserhalb von Raum und Zeit. Plötzlich ist der ewige Kreislauf der Natur nicht mehr das Erklärmodell für Gesellschaftliche-, Psychologische und all die anderen Fragen. Erschreckend realisiert man die eigene Begrenztheit, der Geist fängt an zu keimen und reicht plötzlich weit über das übliche „So ist es nun mal“ heraus. Die Wahrheit beleuchtet plötzlich alle Aspekte des Denkens und lässt alles absterben was nicht richtig ist. Man kommt sich plötzlich vor wie NEO aus Matrix – und sieht die Gesetzmässigkeiten nach denen andere funktionieren. Man sieht Denkgrenzen die man vorher nicht übertreten konnte, man wusste nicht das es dort weiter geht. Man sieht gigantische Potenziale oder versteht die Sehnsüchte und seelischen Hungersnöte der Menschen unserer Welt.

Plötzlich ist man jenseits der Gefühle. Oder das was man für Gefühle hielt. Die Gefühlswelt zerbröselt und man sieht sich selbst als Kind das eingehüllt war in der Gottesgegenwart – und wie man als Jugendlicher und später als junger Erwachsener mit eigenen Mitteln den Zustand des „eingehülltseins“ nachbauen wollte, weil man nicht erkannte was das war.

Das Begehren stirbt ab, es stirbt ab weil man begreift das die Liebe Gottes eine Transzendierung jeglicher Gefühle ist. Ich habe grösste Mühe damit umzugehen – doch das einfache Begehren wird geradezu lächerlich grotesk Angesichts der grossartigen Sonne voller erfüllter Sehnsucht, angesichts der Milliarden von Sonnen die mein Herz erleuchten, angesichts der erschreckend mächtigen Schönheit in den Augen meiner Frau die mich liebt oder in der Tollpatschigkeit meiner Kinder. Ein „Ave Maria“ wird zur zuckersüssen Hingabe an Gott – jeder Ton ein Genuss der versucht die Grösse, Weite, Tiefe und die Kleinheit Gottes zu huldigen.

Die Sorge um die Vergänglichkeit schmilzt dahin wenn man ein mal die Ewigkeit gekostet hat. Gott ist ausserhalb der Zeit, er ist ewig und unveränderlich. Ewig bedeutet nicht „viel Zeit“ sondern eigentlich „gar keine Zeit“. Ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft – das ist irrelevant. Und hier ist der Knackpunkt! Gibt man sich der Ewigkeit hin, öffnet man sich für sie oder wenn Gott will – kostet man sie sogar, dann verliert der Tod seinen Schrecken! Das Vergessen verliert seinen Schrecken! Traurig ist es weiterhin, aber es ist kein abgrundtiefes Loch in dem angstvoll schreiend Milliarden von Menschen stürzen.

Angesichts Gottes wird jeder Augenblick des zeitlichen Wesens ewig. Es ist wie ein Pauseknopf im Spiel. Die Musik läuft weiter, doch das Bild ist wie eingefroren und man selbst ist in der Situation und und uuund… geniesst…! Jeder Augenblick, jede Perspektive, jede Situation – Ewig. Die Kinder werden nicht „leider viel zu schnell gross“ und auch die Freude an Etwas wird nicht dadurch vermiest das die Sache schon vorbei ist –  oder man keine Zeit hatte oder schon fast Schmerzen vor Freude und Glück empfand.

Das oben erwähnte „Nichts“, die Vergänglichkeit aller Sachen hebt sich auf. Die Vergangenheit bleibt. Die Gegenwart bleibt. Die Zukunft bleibt. Elementar ist das liebende Bewusstsein. Im Angesichte Gottes – und damit ist kein „Anschauen auf ein Gesicht“ gemeint, fliesst die Zeit nicht und sie fliesst doch. Jeder Augenblick strahlt hinein in unser Bewusstsein. Die unfassbar grosse Liebe und  das tiefe Verständnis auf alle Elemente der Lebensgeschichte, selbst schlechte, peinliche, dumme, böse, fiese und dumpfe, erfasst den staunenden Menschen dessen Wertvorstellungen dadurch völlig atomisiert werden.

Man selbst ist erst dann wirklich, wenn man sich in Relation zu Gott sieht. Die Ewigkeit ist es, die unserem Leben erst die Existenz gibt, die wir brauchen um überhaupt sinnvoll Leben zu können. Wenn alles vergänglich ist, dann ist nichts wichtig. Wenn alles bleibt – wie in Stein graviert – dann ist alles wichtig.

Das ist der tiefere Sinn dahinter, warum mir trotz der Hinwendung zu Gott und Christentum die Welt nicht unwichtiger, sondern wichtiger geworden ist. Ich habe Gott gefragt warum es so ist. Einige Wochen später habe ich mehr und mehr Verstanden.

 

Templarii

 

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